Einzelinvestment vs. Energiegenossenschaften

Die Energiewende schreitet voran, und immer mehr Menschen interessieren sich für nachhaltige Investitionen. Dabei stehen oft zwei Möglichkeiten im Fokus: Entweder direkt in eine einzelne Energieanlage wie eine Solaranlage investieren oder Anteile an einer Energiegenossenschaft zeichnen. Doch welche Option ist langfristig sicherer, stabiler und für wen eignet sie sich?

Einzelinvestment: Hohe Renditechancen, aber auch Risiken

Einzelinvestments in erneuerbare Energien sind inzwischen nicht mehr nur vermögenden Privatpersonen oder Unternehmen vorbehalten. Auf u.a. Crowdinvesting-Plattformen können auch Kleinanleger:innen direkt in konkrete Projekte wie eine Wind- oder Solaranlage investieren – meist in Form von Nachrangdarlehen.

Ein Nachrangdarlehen ist eine besondere Form des Kredits. Im Falle einer Insolvenz werden Nachrangdarlehensgeber:innen erst nach allen anderen Gläubigern bedient – oft bleibt dann kein Geld zur Rückzahlung übrig. Sie tragen also ein höheres Risiko als klassische Kreditgeber:innen, erhalten dafür aber in der Regel auch eine höhere Verzinsung. Beim qualifizierten Nachrang vereinbaren die Parteien, dass die Forderungen des Anlegers schon dann nicht bedient werden, wenn die Rückzahlung einen Insolvenzgrund herbeiführen würde.

Vorteile eines Einzelinvestments über z.B. Crowdinvesting:

  • Zugang zu konkreten Projekten: Anleger:innen können gezielt in einzelne Anlagen investieren, die ihnen sinnvoll erscheinen.
  • Überschaubare Einstiegssummen: Oft reichen bereits wenige hundert Euro aus, um sich zu beteiligen.
  • Transparenz: Die Projektinformationen sind in der Regel offen einsehbar, inkl. Betreiber, Standort und Laufzeit.

 

Risiken eines Einzelinvestments:

  • Klumpenrisiko: Das Investment hängt an einem einzigen Projekt. Fällt dieses aus, droht Totalverlust.
  • Keine Mitbestimmung: Investor:innen haben in der Regel keine Einflussmöglichkeit auf Projektentwicklung oder -betrieb. Sie haben kein Mitspracherecht, obwohl sie oftmals Eigenkapital-ähnliche Risiken tragen.
  • Laufzeitbindung: Während der Laufzeit des Projekts ist das Kapital gebunden, ein vorzeitiger Ausstieg ist nur selten möglich.
  • Markt- und Projektunsicherheiten: Technische Probleme, Verzögerungen oder wirtschaftliche Schwierigkeiten können die Rückzahlung gefährden.

Energiegenossenschaft: Stabile und gemeinschaftliche Investition

Energiegenossenschaften bieten eine Alternative, die langfristige Stabilität und Risikostreuung in den Vordergrund stellt. Hier schließen sich viele Mitglieder zusammen, um gemeinsam in erneuerbare Energieprojekte zu investieren.

Vorteile einer Energiegenossenschaft:

  • Risikostreuung: Statt einer einzelnen Anlage investiert man in mehrere Projekte und verteilt das Risiko.
  • Geringere Einstiegshürden: Oft kann man bereits mit wenigen hundert Euro Anteile zeichnen, wodurch die Investition zugänglicher ist.
  • Professionelles Management: Erfahrene Teams kümmern sich um Wartung, Betriebsoptimierung und neue Investitionsmöglichkeiten.
  • Nachhaltige und stabile Rendite: Genossenschaften agieren langfristig und nachhaltig, wodurch stabile Erträge möglich sind.
  • Demokratische Mitbestimmung: Die Mitglieder der Genossenschaft haben als deren Eigentümer ein Mitspracherecht und Stimmrecht bei der Hauptversammlung.
  • Kein operativer Aufwand: Als Mitglied profitiert man von den Erträgen, ohne sich um Wartung oder Betriebsführung kümmern zu müssen.

 

Mögliche Nachteile einer Energiegenossenschaft:

  • Geringere Flexibilität: Der Verkauf von Genossenschaftsanteilen ist zum Teil nur eingeschränkt oder nach bestimmten Fristen möglich.
  • Begrenzte Rendite: Die Erträge sind meist stabil, aber nicht spektakulär hoch – Rendite steht nicht im Vordergrund, sondern der nachhaltige Zweck.
  • Pflicht zur Rücklagenbildung: Energiegenossenschaften sind gesetzlich verpflichtet, einen Teil des Jahresüberschusses in Rücklagen einzustellen. Das stärkt zwar langfristig die Solidität, reduziert aber kurzfristig die ausschüttungsfähigen Gewinne für Mitglieder.
Dividende schütteten Energiegenossenschaften im Durchschnitt 2018 aus (Quelle: solarserver/DGRV)
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Fazit: Gut informiert investieren – je nach Zielsetzung

Einzelinvestments über Crowdinvesting bieten die Möglichkeit, sich direkt an konkreten Projekten zu beteiligen und dabei potenziell höhere Renditen zu erzielen. Gleichzeitig sind sie jedoch stärker von Einzelrisiken, Projektunsicherheiten und einer eingeschränkten Flexibilität geprägt.

Energiegenossenschaften setzen auf langfristige Stabilität, gemeinschaftliches Engagement und Risikostreuung über mehrere Projekte hinweg. Wer besonderen Wert auf nachhaltige Strukturen, demokratische Mitbestimmung und Diversifikation legt, findet hier eine passende Möglichkeit, mit seinem Kapital einen echten nachhaltigen Mehrwert zu stiften – auch wenn die Renditeerwartung im Schnitt moderater ausfallen.

Letztlich hängt die Entscheidung von den eigenen Prioritäten ab: Wer kurzfristige Gewinne und Projektbezug sucht, könnte mit Einzelinvestments richtig liegen. Wer jedoch langfristig, risikoärmer und gemeinschaftlich investieren möchte und aktiv mitwirken will an der Energiewende, findet in Energiegenossenschaften eine attraktive Möglichkeit.

Gemeinsam die Transformation meistern! Gemeinsam davon profitieren.

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