Die Zukunft der BürgerEnergie: Trends und Ausblick

Die deutsche Energiewende befindet sich in einer entscheidenden Phase. Während der Anteil erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung bereits 58 Prozent erreicht hat, spielen Bürgerenergiegenossenschaften eine immer wichtigere Rolle bei der dezentralen Energieversorgung. Doch welche Entwicklungen zeichnen sich für die kommenden Jahre ab?

Eine starke Basis

Energiegenossenschaften sind ein Erfolgsmodell. Ende 2023 gab es in Deutschland rund 900 Energiegenossenschaften mit etwa 225.000 Mitgliedern. Zusammen haben sie über 3,2 Milliarden Euro in erneuerbare Energien investiert. Der Großteil, fast 95 % der Mitglieder, sind Privatpersonen, was eine enge Verbindung zur Gemeinschaft zeigt.

Wie attraktiv das Modell ist, zeigen auch die Neugründungen. Im Jahr 2024 kamen etwa 70 neue Genossenschaften hinzu, viele im Bereich der Nahwärme-Versorgung. Energiegenossenschaften warten nicht auf die Zukunft, sondern gestalten sie aktiv mit. 

Auf dem Weg in die Zukunft: Sechs zentrale Trends

1. Digitalisierung und smarte Stromnetze

Die Energiewirtschaft wird digitaler. Intelligente Stromnetze, sogenannte Smart Grids, helfen Genossenschaften, ihre Anlagen effizienter zu nutzen und flexibel auf Schwankungen im Netz zu reagieren. Künstliche Intelligenz (KI) prognostiziert Energieerzeugung und -verbrauch präzise, was die Netzstabilität stärkt.

Laut dem Fraunhofer-Institut für Energiewirtschaft und Energiesystemtechnik (IEE) könnten Smart Grids bis 2030 bis zu 20 % der Betriebskosten senken. Doch viele Technologien sind noch in der Erprobung, und auch Genossenschaften müssen kluge Investitionsentscheidungen treffen.

 

2. Blockchain: Transparenz im Energiehandel

Blockchain-Technologie verspricht, den Energiehandel zu revolutionieren. Sie ermöglicht direkte Transaktionen zwischen Erzeugern und Verbrauchern – etwa Nachbarn, die Strom teilen – ohne Zwischenhändler. Besonders für Herkunftsnachweise von grünem Strom bietet Blockchain Potenzial.

Allerdings befinden sich die meisten Projekte noch in der Pilotphase. Laut einer Studie des Fraunhofer-Instituts sind Skalierbarkeit und Wirtschaftlichkeit der Technologie noch nicht ausgereift (Quelle: Fraunhofer FIT, 2024).

3. Sektorenkopplung: Energie ganzheitlich denken

Die Zukunft liegt in der Verknüpfung von Strom, Wärme und Mobilität. Energiegenossenschaften erweitern ihr Portfolio, etwa durch:

  • Power-to-Heat: Überschüssiger Strom wird in Wärme umgewandelt.
  • Elektromobilität: Aufbau von Ladestationen für E-Autos.
  • Wasserstoff: Nutzung von Überschussstrom für die Elektrolyse.

 

Diese Ansätze eröffnen neue Geschäftsfelder, erfordern aber hohe Investitionen und technisches Know-how. Laut Statista könnte der Wasserstoffmarkt in Deutschland bis 2030 ein Volumen von 10 Milliarden Euro erreichen.

Mitgliederstruktur von Energiegenossenschaften in Deutschland im Jahr 2023 (Quelle: DGRV)

0 %
Privatpersonen
Unternehmen / Banken
0 %
Landwirte
0 %
Kommunen / Kirchen
0 %

4. Dezentralisierung: Energie vor Ort

Die Energiewende wird zunehmend lokal. Kleine Photovoltaikanlagen, Batteriespeicher und Blockheizkraftwerke prägen das Bild. Virtuelle Kraftwerke (Virtual Power Plants) bündeln dezentrale Anlagen und vermarkten deren Strom effizient. Für Genossenschaften, die traditionell lokal verwurzelt sind, bietet dies große Chancen. Laut dem Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) könnten virtuelle Kraftwerke bis 2030 bis zu 15 % des Strommarkts abdecken.

5. Neue Speichertechnologien

Energiespeicher sind essenziell, um Schwankungen bei Wind und Sonne auszugleichen. Neben Lithium-Ionen-Batterien gewinnen Alternativen wie Druckluftspeicher, thermische Speicher oder Power-to-Gas an Bedeutung. Für Genossenschaften bieten Speicher die Chance, ihren Strom gezielt zu vermarkten und Netzdienstleistungen anzubieten. Laut einer Studie des Fraunhofer-Instituts könnten Batteriespeicher bis 2030 um 30 % günstiger werden (Quelle: Fraunhofer ISE, 2024).

6. Bessere Rahmenbedingungen durch Politik

Die Politik unterstützt die Bürgerenergie. Die EU-Richtlinie für erneuerbare Energien (RED II) erkennt Energiegemeinschaften rechtlich an und stärkt ihre Position. In Deutschland werden Vereinfachungen bei Gründung und Betrieb von Genossenschaften sowie steuerliche Erleichterungen diskutiert. Diese Entwicklungen könnten die Attraktivität der Bürgerenergie weiter steigern.

Fazit: Die Bürgerenergie hat Zukunft

Die Bürgerenergie ist ein zentraler Treiber der Energiewende. Mit innovativen Technologien, neuen Geschäftsmodellen und politischer Unterstützung haben Energiegenossenschaften großes Potenzial. Doch der Erfolg hängt davon ab, ob sie neue Technologien wirtschaftlich integrieren, genug Kapital einsammeln und ihre Mitglieder für komplexere Projekte begeistern können. 

Gemeinsam die Transformation meistern! Gemeinsam davon profitieren.

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